Carl Spitzweg - der malende Apotheker

Carl Spitzweg wurde am 5.2.1808 in München geboren. Nach der Schulzeit arbeitete er zunächst als Praktikant der Pharmazie, ehe von 1830 bis 1832 an der Universität München Pharmazie studierte. Während seiner Studienzeit war er gleichzeitig als Provisor in Straubing tätig.

Spitzweg ist bezüglich seiner künstlerischen Laufbahn reiner Autodidakt. Anfänglich schulte er sich durch das Kopieren flämischer Meister in der "Alten Pinakothek". Weitere Anregungen holte er sich bei Freunden wie Christian Morgenstern und anderen.

Erste künstlerische Erfahrungen sammelte Spitzweg dann in den 30er und 40er Jahren als Zeichner für satirische Zeitschriften ("Nürnberger Trichter", "Fränkische Blätter"). Daneben entstanden auch schon kleinformatige Bilder wie "Der arme Poet" (1839).

   
CARL SPITZWEG, DER ARME POET
Der arme Poet ist eines der bekanntesten und beliebtesten Bilder von Spitz-
weg. Es existiert in zwei fast identischen Fassungen, der Erstfassung in Ber-
lin und der Replik in der Neuen Pinakothek in München. Das zugrunde lie-
gende Thema des Intellektuellen hat Spitzweg oft aufgegriffen und durch-
gespielt. Hier hat ein offensichtlich notleidender Dichter in einer armseli-
gen Dachkammer Zuflucht gefunden, wo er dem Alltag und dessen Pein,
der materiellen Not, entfliehen kann, um sich als »Idealist« den geistigen
Dingen des Lebens hinzugeben. Anders als motivisch verwandte Darstel-
lungen aus der französischen Malerei des 18. Jh. ironisiert Spitzweg sein
Motiv/das bei aller romantisch-biedermeierlichen Beschaulichkeit auch
Züge des Grotesken besitzt. Die Szene ist von einem grimmigen und zu-
gleich mitfühlenden Humor bestimmt. Die Darstellung des Lichteinfalls
durch das im Hintergrund liegende Fenster zeigt ebenso wie die weichen
Schatten, die klare Komposition und die detaillierte Schilderung Anklänge
an die holländische Genremalerei des 17. Th. Die Flucht vor der sozialen
und politischen Wirklichkeit im Bild ist zugleich eine Karikatur des bieder-
meierlichen Kleinbürgertums.
   

Spitzwegs zweite Schaffensperiode wird durch eine Pragreise 1849 eingeleitet, in deren Verlauf er den englischen Landschaftsmaler John Constable studiert. Es folgen Reisen nach Venedig (1850), Paris, London und Belgien (1851). In dieser Zeit beschäftigt sich Spitzweg insbesondere mit Werken von Delacroix und der Schule von Barbizon. Als Folge dieser Studien ändert er in seinen Bildern die farbliche Gestaltung der dargestellten Szenen und bringt es in der Differenzierung des Mondlichtes oder beginnender Dämmerung zu einer überragenden Meisterschaft. Bilder dieser bis etwa 1870 andauernden Phase sind "Der Abschied" (ca.1855), "Der ewige Hochzeiter" (ca. 1860) und "Ein Hypochonder" (1865).

Das Alterswerk Spitzwegs ist von einem deutlich aufgelockerteren, fast impressionistischen Malstil gekennzeichnet, das erzählende Element tritt in den Hintergrund. Beispiele sind "Der Antiquar" (um 1880) und "Päpstliche Zollwache" (1880)

Am 23.9.1885 stirbt Carl Spitzweg in seiner Heimatstadt München.

Er gilt als einer der bedeutendsten Vertreter des Biedermeier. Seine scharfe Beobachtungsgabe menschlicher Eigenheiten ermöglichte es ihm, seinen Werken einen skurril-versponnenen Reiz - zuweilen gepaart mit exotisch-phantastischen Zügen - zu verleihen, der ihn zum volkstümlichsten Genremaler des Bürgertums werden ließ. Auch die oft mit figürlicher Staffage versehene Landschaftsmalerei spielt in seinem Schaffen eine wichtige Rolle. Hervorzuheben sind hier neben anderen "Heuernte im Gebirge" ((ca. 1865) und "Auf der Alm" (1880).